Nachdem ich in Folge der letzten, spontanen (danke an Bumi), Trainingsmission das Tanken nochmal nachgeübt habe, hier ein paar Gedanken von mir zum Thema Air-to-Air Refueling.
Ich stimme Niks Aussage zunächst zu, wenn einem Package gleich mehrere Tanker zur Verfügung stehen, wird durchgebriefter Angang vieles einfacher machen und für mehr Ordnung sorgen. Im Einsatz sollte das idealerweise auch vorgeplant sein, um die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Mission nicht schon an dieser Stelle zu senken. Proper planning prevents poor performance.
Im Online-Training finde ich es andererseits gut, genau die umgekehrte Situation anzusetzen. Denn das reine Auffinden und Einhaken an einem Tanker, über den man sich vorher nicht abstimmen muss, und an dem nicht gerade auch noch ein anderer Flight hängen kann, das kann man alles auch offline viel effizienter üben (Tanker Trainings TE "TR_BMS_05_AAR" anwerfen und fertig ist der Lack).
Im Multiplayer gehts dagegen aber (auch) um Kommunikation, da gibt Bumis Ansatz der ad-hoc-Absprache dem AAR-Training überhaupt erst die Würze.
Jetzt aber zu den eigentlichen Gedanken - so stelle ich mir ein ideales Refueling vor (angelehnt an unseren Flug vorgestern, mit ein paar Ideen, wie es hätte noch runder laufen können).
Ich bin Gamble11, der Lead eines two-Ships, und es sind noch drei weitere Two-Ships in der Area. Alle Flights haben die gleiche Trainingsaufgabe, nämlich AAR-Training. Hierfür fliegen eine ganze Reihe an Tanker unsichtbare Kreise am Nachthimmel, aber ich kenne die IFF-Mode-2 Codes und HF-Frequenzen der Maschinen und soll mit diesen Angaben eine freie Tankstelle finden. Ich fliege auf FL220 in das Übungsgebiet ein, bei stabiler Reisegeschwindigkeit 350kts. Dank Autopilot muss ich nur ab und zu am Throttle kleinste Korrekturen machen, und bin für meinen Wing ansonsten ein stabiler Fixpunkt. Gamble12, mein Wingman hängt an meiner linken Seite. In der Dunkelheit könnte ich ihn schlecht finden wenn ich ihn suchen müsste, aber er ist genau dort wo er hingehört, und ich sehe seine Lights vor der stockschwarzen Nacht blinken, wenn ich nach links schaue. Sehr gut, so kann ich mich auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren.
Noch bevor ich mich für einen Tanker entscheide, höre ich einen Funkspruch von Falcon31 auf UHF6, er nimmt sich den Tanker Texaco3 vor. Dank Autopilot macht es mir keinen Stress, dies schnell zu notieren. Ebenso notiere ich mir die Tankervorlieben von Falcon2 und Falcon1. Ich beschließe nun, den noch freien Copper1 zu wählen, und teile dies meinem Wing auf VHF, und dem MC auf UHF mit.
Heute werden wir Tacan nicht zum Anpeilen verwenden können, denn der wurde nicht gebrieft, ebenso ist kein AWACS in der Luft, den wir nach Position oder TACAN von Copper3 fragen könnten. Ich stelle daher im IFF-Interrogator den IFF Mode2-Code 6030 ein, und checke mit Korbi auf UHF, ob wir das gleiche eingestellt haben.
Auf unsere IFF-Challenges kriegen wir ziemlich schnell Responses zurück, und eine der Mode2-Responses am linken Radar Gimbal auf 30nm leuchtet grün auf. Ich teile dies Korbi mit, er bestätigt und ich sage eine Linkskurve an, die ich mit dem Autopilot im ATT-Hold einleite. Während mein Flieger majestätisch langsam nach links dreht, teile ich der Welt auf UHF mit, daß ich Copper1 gefunden habe, so daß sich der MC um uns keine Sorgen machen muss.
Als der Zeitpunkt gekommen ist, in Richtung des Tankers auszurollen, stelle ich im HSI das nächstgelegene "runde" Heading ein, fliege dieses manuell grob an, und stelle den Autopilot dann auf HDG-Select. Dieses "runde" Heading macht es Korbi leichter, in der Nacht die weite Formation zu halten, daher teile ich es ihm auf VHF mit.
Jetzt habe ich noch kurz Zeit mir die Tanker-Checklist rauszusuchen, und Korbi drauf hinzuweisen, daß ich den Tanker mit ca. 450kts einholen will. Gesagt, getan, der Throttle geht auf Full Mil, bis die 450 anliegen.
Als wir uns auf 2nm angenähert haben, mache ich einen sanften Kickout nach links, denn ich will mich dem Tanker nicht ungesehen von hinten nähern, sondern von der Seite, wo er oder etwaige Begleitflugzeuge mich leicht sehen können (Wären mehrere Flieger am Tanker, dann gäbe es links eine Warteschlange, und rechts hielten sich vollgetankte Flieger auf - direkt hinter dem Tanker befindet sich laut Quickflow ja niemand, außer dem gerade Tankenden, der sich nach seinem Tankvorgang gefahrlos nach hinten fallen lassen will, bis er die Schlange rechts genug überblickt, um sich einzureihen.)
Beim Übergang in die linke Position lasse ich die Geschwindigkeit absinken, die Einschätzung der richtigen Annäherungsgeschwindigkeit fällt mir dank der seitlichen Perspektive leichter als im Trail.
Nach wenigen Sekunden bin ich stabil links neben dem Tanker gesaddled und winke schonmal nett zu der Pilotin rüber.
Ich teile dem MC noch kurz mit, daß wir jetzt den Tankvorgang bei Copper1 beginnen werden, und melde mich von UHF6 ab. Nach dem Push auf den Tanker-UHF nehme ich mir noch die Zeit, nochmal sicher zu prüfen, ob ich auch wirklich am richtigen Tanker bin, und die vermeintliche Pilotin nicht doch ein Typ mit langen Haaren(?!)
Da der Tanker als Nummer1 seines Packages ja die IDM-Adresse 11 trägt, ändere ich kurz meine IDM-Ownship-Adresse auf 21, und schreibe die 11 auf die rechte Seite der DL-Page im DED. Eine IDM-Runde und ein Blick auf das HSD genügen, um sicher zu sein, daß ich hier wirklich neben Copper11 herfliege. Ich ändere meine IDM-Settings zurück auf die Standardeinstellungen.
Jetzt ist es endlich Zeit, daß ich mich beim Tanker melde. Ich sage freundlich Hallo und und frage nach, ob die Bar geöffnet ist.
Ich kriege auch gleich einen Platz ganz vorne zugewiesen, und schnappe mir den Strohhalm. Nach ein paar Schlucken rutsche ich ein Stück nach hinten und zur Seite und lasse Korbi auch mal vom Dinosaft probieren. Als er fertig ist, darf er auch mal was zum Boom-Operator sagen, und bedankt sich artig, so wie er es gelernt hat.
Anschließend melden wir uns von der Tanker UHF-Frequenz ab, und checken wieder auf UHF6 ein. Je nach Situation werden wir entweder zu einem anderen Tanker fliegen, oder aber an diesem hier eine neue Runde starten. Um beide Optionen zu haben, steige ich kurz um 2000ft, und kicke sanft nach links, um eine Line-Abreast-Position ca. 2,5nm links neben dem Tanker einzunehmen. So bin ich schonmal aus seinem Bubble raus, kann aber durch einen leichten Schwenk nach rechts in nullkomanichts wieder am Tanker dran sein, um eine neue Fuel-Runde einzuleiten....