QRA Bereitschaft / Ausflug nach Albanien

  • Hallo Kameraden.


    Zu aller Erst muss ich sagen, dieser Einsatz hat mich sehr berührt.
    In der Nacht, im Tiefflug, mit Spritsorgen an der Griechisch/Albanischen Grenze entlang zu brettern,
    war sicher eine sehr aufregende Sache.
    Als dann auch noch Berge auftauchten die sich in Wolken verstecken - wurde es auch noch ziemlich schweißtreibend.


    Und als ich dann den Verlassenen Flugplatz sah. Eine scheinbar unbefestigte Piste mit einem steilen Hang am Anflug...
    Ich war mir kurz wirklich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.


    Aber alles ist gut gegangen.
    Pitbull hat das Versuchskaninchen gespielt - und seine F-16 aufgesetzt.
    Nichts ging zu Bruch - und Bremsen konnte man offensichtlich auf dieser Oberfläche auch.


    Als wir neben der 'Landebahn' ausrollten machten wir erstmal die Hauben auf.
    Wenige Minuten später sah der XO auch schon Schatten die in der Dunkelheit auf uns zu gekeucht kamen.


    Tatsächlich liefen mehrere Personen auf unsere Maschinen zu.


    Ich hatte kaum Zeit, mir Sorgen zu machen wie wir die Leute jetzt eigentlich in die F-16 reinbekommen sollen -
    da ich erstmal ordentlich erschrocken bin, als es neben mir richtig laut schepperte.
    Ich stand auf und lehnte mich aus dem Cockpit - und hätte beinahe laut schallend losgelacht als ich die alte verbogene Alu-Stehleiter erkannte, die neben meiner Maschine aufgestellt war.
    Ein junger Mann war schon dabei sie zu erklimmen - und obwohl die Leiter fast ein wenig zu kurz war, reichte er mir blitzschnell seine Hand.


    Als nächstes verging mir mein Lachen schlagartig, als ich das Entsetzen in seinem Gesicht sah.


    Offenbar war die Flucht der Gruppe eine wirklich ernste Sache.


    Als mein Passagier sein Gewicht auf den Cockpitrahmen verlagerte, viel natürlich sofort die Stehleiter um und ich hätte mir beinahe die Schulter ausgekegelt bei meinen Bemühungen ihn am Fall zu hindern.
    Bevor ich noch etwas sagen oder tun konnte war er aber auch schon oben.


    Das ins Cockpit steigen ging sehr zügig vor sich und auch das Anlegen der Gurte erfolge überraschend schnell.
    Aus irgend einem Grund habe ich ihm auch gleich den Stapel Kotztüten in die Hand gedrückt bevor ich mich umdrehte
    und meine Gurt wieder anlegte.


    Überrascht hörte ich, dass Pitbull rechts neben mir bereits sein Triebwerk hochspulte. Die Haube war schon geschlossen
    und seine F-16 setzte sich bereits in Bewegung.


    Unglaublich - eine gut trainierte Spezialeinheit hätte es wohl kaum besser machen können.
    Bis auf die selbstmörderische verbogene Alu-Leiter vielleicht - aber man muss eben mit dem zurechtkommen was man zur Verfügung hat.
    Bestimmt hat man die Herren beim vereinbaren des Treffpunktes darauf hingewiesen.


    Ich machte es Pitbull nach, schloss die Haube und setzte meine F-16 mit einer Knappen Meldung auf UHF in Bewegung.


    Der darauf folgende Start, auf einer Piste mit zweifelhaftem Zustand und eine steilen Hang am Ende, sorgte noch einmal für einen ordentlichen Adrenalinstoß.
    Aber auch das hat besser geklappt als befürchtet.


    Wir hatten eigentlich vereinbart, aus Rücksicht auf unsere Passagiere, auf hohe Schräglagen und G-Belastungen zu verzichten.
    Aber kaum 5 Minuten nach dem Start feuerte doch tatsächlich eine SA-3 auf uns.
    Ohne Störsender und eindeutiger Klarheit wie weit die SA-3 Stellung entfernt war, eine besonders unschöne Sache.
    Mangels Alternative schaltete ich den Nachbrenner zu und flog eisern auf die Anhöhe vor uns zu.
    Tatsächlich gelang es uns rechtzeitig hinter dem Bergrücken abzutauchen und beide in der Luft befindlichen Lenkwaffen verloren die Aufschaltung.
    Leider dauerte es nur wenige Sekunden bis die SA-3 uns erneut erfasste und sofort eine weitere Rakete auf uns feuerte.


    Jetzt blieb nichts anderes als hart zu manövrieren und nicht mit Chaffs zu geizen.
    Vermutlich hat die dritte Lenkwaffe Probleme mit dem Terrain bekommen, den plötzlich verstummte der Warnton.


    Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mein Passagier wirklich etwas geboten bekommen hat, auf seinem ersten Flug in einem Kampfjet.


    Der Restliche Flug verlief weitgehend wie geplant. Auftanken in der Luft und dann eine ILS-Landung in Brindisi.
    Das schlechte Wetter hat zwar bei mehreren Kollegen für Fahrwerkschäden gesorgt, aber im Grunde war das im Angesicht des Erfolges kaum der Rede wert.


    Heute Nacht bekomme ich bestimmt kein Auge zu. Werde mal schauen, ob ich einen der anderen Piloten finde und versuchen mit ihm über die heutigen Erlebnisse zu sprechen.


    Der totale Wahnsinn.
    Noch nie habe ich so klar realisiert jemandem das Leben gerettet zu haben.
    Auf eine schwierige Landung war ich vorbereitet.
    Aber in welche Not diese Leute tatsächlich waren, wurde mir erst bewusst als er schon bei meiner Maschine war....


    ICEMAN

  • Ja, das war schon einer der anspruchsvolleren Einsätze.
    Um 3:00 Uhr Nachts kam die Alarmierung zum Scramble.
    Da unsere Block 50 schon gegen den Austausch der neuen JanHas Modelle weg waren, blieben uns für diesen Einsatz nur ältere Block 40D Doppelsitzer.
    Diese sollte eigentlich am nächsten Morgen zum C-Check überführt werden. Aus diesem Grund waren sie mit 3 Zusatztanks bestückt.
    Noch auf der Ramp wurden mir die Details der Mission handschriftlich auf einem DIN A-4 Blatt gereicht.
    Nach dem Start in Pescara unterrichtete ich die anderen Flight Leads über die Situation.
    Wir hatten den Auftrag irgendwelche wichtigen Wissenschaftler (Arbeitsgebiet classified) schnellst möglich aus dem Raum Albanien zu evakuieren. Da es anscheinend um jede Sekunde ging, hatte man wohl die ungewöhnliche Option gewählt dies mit Kampfjets und nicht mit Transportmaschinen durchzuführen.
    Als Treffpunkt wurde ein alter verlassener Airstrip mit Namen Peshkopi angegeben.
    Nun diese Plätzchen war uns nicht ganz unbekannt. Hatten doch einige von uns 2014 diesen Platz im Rahmen der Operation Ghostbusters als heimliche Basis benutzt um einen Drogenring das Handwerk zu legen.


    In Folge begannen die Flightleads fleißig zu rechnen. Es galt einen adäquaten Flugweg festzulegen und dementsprechende Treibstoffkalkulation durchzuführen.
    Aufgrund der SAM Situation in Albanien, beschlossen wir über Griechenland einzufliegen. Die Berechnung wurden abgestimmt und es zeigte sich, dass es Sprit- mäßig äußerst eng werden würde.
    Nachdem wir die Adria gequert hatten, sanken wir in den Tiefflug und flogen unentdeckt in den Luftraum Griechenlands ein. Einen Flug ließen wir an der Küste zurück, der zum einen auf den angeforderten Tanker warten und ihn in Folge beschützen sollte, sowie uns mögliche Feindflieger vom Hals halten sollte.
    Die Funkverbindung zu diesem Flight brach allerdings nach kürzester Zeit schon ab.
    Ohnehin war die Verständigung ein großes Problem im Tiefflug. War man mehr als 2 Meilen auseinander, kam wegen des hügeligen Geländes keine Verbindung mehr zustande. Lageupdates der massenhaft aufblinkenden SA-3, SA-5 und SA-2 konnten nur durchgegeben werden, wenn man für ein größeres Bergmassiv aufpoppen musste.
    Das Wetter war misserabel. Tiefhänge Wolken und Scheeregen behinderten die Sicht. Die Winde waren äußerst turbulent. Bei jeder Wolke fragte man sich was ungefährlicher war. In die Wolke einfliegen und hoffen das kein Bergmassiv dahinter lauerte, oder aufpoppen und sich den SAMs zu präsentieren.


    Endlich erreichten wir Peshkopi oder das, was davon nach der Zeit noch übrig war. Seit 2014 war der Platz stark verwildert. Der Tower war nicht mehr da und von der Piste war gerade mal der Anfang und das Ende zu sehen.
    Wir kreisten ein paar Mal über den Platz, bis vom Boden endlich das verabredete Blinksignal erfolgte.
    Wir wagten den Anflug, wegen des aus Süden blasenden Windes, wieder über den steilen Begkamm und konnten mit 4 F-16 landen.
    Nachdem die 4 Personen auf den Rücksitzen Platz genommen hatten, starteten wir und setzten uns erneut dem Spießrutenlauf der SAMs aus.


    Zum Glück war der Tanker nicht von der SA-5 abgeschossen worden und wir konnten nach dem Refuel Kurs Brindisi setzen und dort später via ILS landen.
    Nach der Landung wurden die VIPs sofort vom Geheimdienst abgeholt und wir wurden im dunkeln gelassen wen wir da letztendlich gerettet hatten.


    Danke an meine Mitstreiter Pitbull, Bikeman, Iceman, Monkey, Maverick und Cuca die diesen Einsatz professionell zu einem glücklichen Ende gebracht haben.


    Hier die Treibstoffkalkulation die wir während des Fluges durchführten.


    Hier noch eine Aufnahme von 2014 welche den Anflug auf Peshkopi zeigt. Wie gesagt, damals war die Piste noch intakt.

  • Da wäre ich sehr gerne dabei gewesen, war es doch wieder ein typischer NRF-Einsatz, die immer geheimnisvoll, spannend und herausfordernd sind. ;)


    Die F-16 ist zwar ein filigranes und äußerst effektives Luftfahrzeug und ihr bevorzugtes Terrain ist nicht der Boden, trotzdem sollten die Konstrukteure einmal über ein Update nachdenken und ihr die Singvogelbeine etwas verstärken, bei der F-18 geht das ja auch.


    Was ich auch noch haben möchte, ist die im Video gezeigte Flightkombi im Jeanslook. :D


    Das Debriefing sagt mir wieder einmal, dass wir uns durch unsere Trainingseinheiten so perfektioniert haben, dass mir im Moment kein Einsatz einfällt, in dem wir nicht bestehen würden.


    Job well done. :8:


    Nik