Der Wahnsinnseinsatz!

  • Das war die Ankündigung!



    Hi Piloten,


    der Base- Dienstplan für diese Woche ist raus.
    Wir haben wieder Bereitschaft und zwar am Mittwoch 21.03.12, diesmal allerdings abends.


    Checkt euer Equipment in Bezug auf einen möglichen Nachteinsatz, explizit die Funktion der Nachsichtbrille NVG.


    Die Wetterprognose zur Wochenmitte ist übrigens nicht rosig.
    Sieht so aus, als erwartet uns ein Sturmtief...



    Debriefing einer scheinbaren ganz normalen QRA-Bereitschaft!


    Gestern habe ich eine Sternstunde in der Falconfliegerei erlebt. Er war einer der interessantesten Einsätze, bei denen ich mitgemacht habe. Ihr kennt doch Spruch: Mittendrin, statt nur dabei. Der traf hier zu 100% zu.


    Warum war er so interessant, weil er an Realismus nicht zu übertreffen war? Wir waren im Briefingroom und freuten uns, dass alle Airbasen wegen schlechtem Wetter geschlossen waren. Wir konnten also ganz entspannt die Karte vom Pizzaservice studieren, die auf dem Beamer zu sehen war und hatten wirklich eine lockere Unterhaltung begonnen über dies und das. Vorweg noch einmal, es lief alles genauso ab, wie ich es im Folgenden beschreibe, nichts was nur meiner Phantasie entsprungen ist.


    Plötzlich klingelte das Telefon, Flightofficer Bumerang nahm den Anruf entgegen und stellte plötzlich auf Umluft oder heißt es Lauthören? Es kam der Notruf, dass eine F-16 vom Blitz getroffen wurde und notlanden musste oder sogar abgestürzt ist. Es gab nur die bruchstückhafte Ortsangabe 38° N und QTR 010. Aber hört selbst. Leider ist das das einzige Tondokument.


    Notruf klick hier


    Weiter wurde gefragt, wer sich bei den Witterungsbedingungen, bei denen ein sicheres Fliegen nicht möglich war, freiwillig für diesen Einsatz meldet. Alle Arme gingen sofort nach oben.


    Sofort raus zu den Maschinen und sehr schnell und mit Blitzrampstart gestartet, weil wir unbedingt das letzte Abendlicht noch nutzen wollten.


    Wir hatten vier Sektoren festgelegt (A,B,C,D), für die wir uns splitteten. Im Suchgebiet lagen 5 Airstrips, auf denen er notgelandet sein könnte. Die haben wir alle abgegrast, aber nichts gefunden. Des Weiteren riefen wir immer auf der intenationalen Notruffrequenz 121.5 nach LOBO 1. Nichts zu hören, nur das Koreanische Grundrauschen. Erschwerend kam dazu, dass zwischen Wolkenbasis und dem Boden manchmal weniger als 800 ft lagen.


    Wir hatten Targetpods mit, die aber keine echte Hilfe waren. Jeder hatte mal was gesehen, aber immer war es irgendetwas nur keine F-16, auch keine Reste. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, es schiffte wie aus Kannen und die Blitze blendeten uns derb. Es bestand die ganze Zeit die Gefahr, mit einem Berg zu kollidieren.


    Dann kam der Zeitpunkt, an dem wir schon etwas resignierend beschlossen, auch einmal nördlich der Flot ein eng begrenztes Gebiet abzusuchen.


    Viper und Hummer Cowboy 1 & 2 waren schon etwas nördlicher als Cowboy 3 & 4 Bumerang und Nik, als wir ein leises Funkrauschen hörten. Wenn Viper LOBO 1 rief, kamen Mikeklicks als Antwort, wenn Bumerang oder ich riefen, nichts. Das war das Zeichen, der Notsender muss im Norden, also auf DPRK-Gebiet sein. Wir waren ganz aus dem Häuschen, weil unser vermisster Pilot nach der langen Suche und unserer geschwundenen Hoffnung doch noch am Leben ist.


    Als wir die Flot überflogen, meldete sich LOBO 1, dass er auf einem DPRK Airstrip notgelandet sei und seine F-16 nicht mehr flugfähig ist. Aus der Stimmlage in unseren Funksprüchen konnte man ganz deutlich unsere freudige Erregung hören.


    Wie die Funksprüche des abgestürzten Piloten zustande kamen, war für alle ein Rätsel.


    Der Pilot antwortete in einem sauberen Pilotenenglisch und teilte uns Wahrnehmungen mit, die wir nicht verstanden. ZB. dass er deutliche Triebwerksgeräusche der F-16 hört. Dann sprach er sogar mit einem Glücksgefühl in der Stimme von vier F-16 die leicht versetzt über ihn flogen. Als wir als Indentifikationszeichen Flares raushauten, bestätigte er dieses. Wie konnte das sein? Aber egal, wir waren jetzt so angespannt, weil wir unter den Witterungsbedingungen und den von Norden auf den Airstrip vorrückenden Truppen alle Hände voll zu tun hatten und noch nicht konkret wussten, wie wir Lobo 1 da herausholen sollten. Wir waren alle in einsitzigen F-16 unterwegs, was sich im Nachhinein als großes Mako erwies. Darüber zu lamentieren half nichts, denn auf Kunsan, wo wir herkamen, gab es keine Doppelsitzer.


    Viper hat dann ganz schnell entschieden und Lobo 1 mitgeteilt, er soll sich von seiner flugunfähigen Maschine entfernen, damit wir sie mit der Gun zerstören können und sie nicht in die Hände des Feindes fällt. Für den Piloten haben wir einen Rescue Heli angefordert. Der Pilot bat uns aber eindringlich, dass der für seine Rettung zu spät käme. Deshalb wurde umdisponiert und eine F-16 zur Landung befohlen, um den Piloten irgendwie aufzunehmen. Hier möchte ich den Realismus mal beiseite lassen.


    Es kam wie es kommen musste, der landenden F-16 knickte bei dem extremen Seitenwind das linke Fahrwerk weg und ich konnte beobachten, wie sie in den Wald schoss. Dadurch hatte sich das Problem deutlich potenziert. Jetzt wurde wieder auf den Rescue Heli reflektiert, aber noch eindringlicher von unten gebeten, dass zwei Maschinen landen sollen.
    Gesagt getan, ich brauchte drei Anläufe, um meine F-16 mit ächzendem Fahrwerk und schweißnasser Kombi aufzusetzen. Viper meldete, dass er genau hinter mir ebenfalls erfolgreich gelandet ist.


    Die beiden Piloten brachten eine Sprengladung an ihren F-16 an und zündeten diese. Sie liefen auf uns zu und zwängten sich bei uns ins Cockpit.


    Der Start war kein Problem und es gab mit einem Glücksgefühl über die erfolgreiche Aktion den Befehl, direkt nach Hause zu fliegen.
    Da hatten wir aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, weil alle Flugplätze an der Westküste geschlossen waren. Auf eindringliche Nachfrage, welche Plätze geöffnet wären, kam bedingt Sachon oder Kadena in Japan. Dafür würde aber unser Sprit niemals reichen.

    Wir trauten unseren Ohren nicht, weil sich plötzlich Camel 1 mit einer so sexy Frauenstimme meldete, dass sie für uns über der Ostküste MOA 7 zum Refuelling bereitstünde. Jetzt ging mir durch den Kopf: Scheiße, ich beherrsche das Kurvenrefuelling nicht besonders gut, es ist stockfinster und wir haben mächtige Turbulenzen und Seitenwind > 20 kn. Der Blick auf meine Tankuhr verunsicherte mich noch mehr, denn ich hatte nur noch 900 lbs im Tank. Außerdem wollte ich mich jetzt bei dieser Lady nicht blamieren und ein Ausstieg mit dem Schleudersitz wäre nicht möglich gewesen, denn wir saßen ja zu Zweit in der F-16.


    Der Tanker war schnell gefunden, ich setzte mich links hinter ihn und schaute Viper beim Tankversuch zu. Seine Maschine vollführte wahre Bocksprünge und nach seinen Angaben war ein Tanken fast nicht möglich. Ich bat ihn, weil mein Sprit jetzt völlig zur Neige ging, mich vor ihm tanken zu lassen. Diesem Wunsch entsprach er mit etwas Erleichterung in der Stimme; habe ich jedenfalls so empfunden. ;-)


    Jetzt wurde der letzte Faden meiner Kombi durchgeschwitzt. Ich musste mit Nachtsicht tanken, was mir sehr widerstrebt, aber ohne bestand keinerlei Chance. Durch die Nachtsichtbrille konnte man die Lichtzeichen nicht sehen, deshalb verließ ich mich auf mein Gefühl, in der richtigen Position zu sein.


    Nach mehrmaligen Versuchen, sauber unter den Tanker zu kommen, floss endlich der Sprit. Nach 1.500 lbs kam die erste Disconnectmeldung und ich beließ es dabei, weil ein erneuter Tankversuch mir nicht mehr sinnvoll erschien. Jetzt wurde von ATC gemeldet, dass wir auf eigene Gefahr auf der 60 nm entfernten Airbase Kangung notlanden dürfen. Mit großer Erleichterung nahmen wir das zur Kenntnis, weil Viper sich mit seiner Restspritmenge das Tanken ersparen konnte.


    Beim ersten Anflug habe ich den ILS-Gleitpfad nicht gefunden. Als die Lichter des Runways auftauchten, war ich viel zu hoch und musste einen erneuten Anflug durchführen, der dann Routine war. Hatte zwar Bedenken, dass ich mir bei der Landung auf dem Airstrip das Fahrwerk oder die Bremsen lädiert habe, weil ich dabei mächtig in die Eisen gehen musste. Meine Bedenken waren unbegründet, weil alles hielt, obwohl meine F-16 wie ein Känguru beim Stepptanz über den Runway hüpfte und auch brav am Ende des Runways zum Stehen kam.


    Stellte dann meine Maschine erleichtert neben Viper’s in die Parkposition und wartete auf Hummer, der seinen Tankvorgang abgeschlossen hatte und mit einem Höllenspeed, Sprit hatte er ja jetzt genug, Richtung Kangnung kam.


    Als wir den Einsatz erfolgreich beendet hatten, kam unisono: Was für ein absolut megageiler Flug!


    Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass der sehr realistisch notgelandete Pilot von Pitbull 64th mit einem ganz erheblich technischen Aufwand gespielt hat. Hut ab - besser geht es nicht. Mein besonderer Dank geht an unseren Bumerang, der für uns ein Glanzlicht in der Falconfliegerei gesetzt hat, das man an Realismus und Spannung kaum übertreffen kann.


    Wie spannend ein Einsatz sein kann, ohne einen einzigen Schuss abzugeben, wurde gestern eindrucksvoll bewiesen. :thump: :thump: :thump:


    X/O Nik

    Nik
    CsO/ret 47th NRF


    dragonfighters_sig_nik.jpg


    Wenn man weiß wo man ist, kann man sein wo man will

    3 Mal editiert, zuletzt von nik ()

  • Glückwünsche an alle beteiligten Piloten die sich trotz „Stopp launch“ Wetterbedingungen sofort freiwillig für diesen höchst anspruchsvollen Einsatz gemeldet haben und diesen erfolgreich abschließen konnten.
    Die Leitstelle leitet eine Belobigungs- Empfehlung an das Oberkommando weiter.:thump:


    Nachfolgend noch ein paar Funkmitschnitte der Leitstelle Defcon1 auf der Notruffrequenz 121,5.
    Erste bestätigte Kontaktaufnahme zu Lobo1.


    Annäherung an Lobo


    Position ermittelt


    Und natürlich Camel1 :sabba:


    Ps:
    Wir haben noch eine Anfrage eines ortsansässigen Pizzabäckers was denn mit den bestellten Pizzen sei… :-)


    ----------------------------------
    Edit des TE Bauers.
    Die Hauptproblematik bei diesem TE bestand darin Pitbull unauffällig zu infiltrieren. Dieses Ziel wurde wie folgt erreicht:
    Separate Kommunikation Bumerang- Pitbull über Ventrilo
    Pitbull stellte den Host und wurde getarnt als Dedicated Server von Bumerang
    Pitbull ebenfalls IVC Host- Server
    Einstieg ins Spiel 10 Sekunden vor den Anderen.


    Leider lief im Verlauf der Mission nicht alles nach Plan. Dadurch bedingt potenzierte sich etwas der technische Aufwand und wir mussten in der laufenden TE etwas improvisieren. Die Probleme, insbesondere die Kommunikation auf dem VHF Band (Pitbull konnte erst nur empfangen, aber selber nicht senden) konnten aber rechtzeitig gelöst werden. Sehr gut klappte auch das Anpeilen von Pitbulls Position (Unterschiedlicher Empfang der einzelnen Piloten) da ich Pitbull über Ventrilo die Positionen der einzelnen Flieger verraten konnte.

  • da wäre ich auch gern dabei gewesen!
    aber das anwärtertraining hat nun mal vorrang! haben übrigens auch air-refueling trainiert (im kurvenflug) und hatten auch eine sehr sexy weibliche pilotenstimme die uns das "andocken" erlaubte:-) ! war evtl. der gleiche tanker!
    zu bumerang: du bist echt ein fuchs:-) :thump: ! wir sollten ihn umtaufen!
    sehr sehr schönes ding, was da abgelaufen ist!
    übrigens: unser trainingsflug begann auf kangnung und wir konnten teilweise über uhf-band euren flight belauschen:-) !


    @ pitbull: krass:thump:
    salute
    rabbit

  • Der Einsatz war einfach nur großes Kino!
    Ich kann mir vorstellen, wieviel Arbeit in der Vorbereitung geleistet werden musste, um diesen einen Flug für 3 Hansel auf die Beine zu stellen. Am Einsatz selbst merkt man das erst gar nicht - erst hinterher wird deutlich, was alles geplant, getestet und vorbereitet werden musste. Meinen herzlichen Dank dafür!


    Ich kann nur hoffen, dass sich bei Zeiten ein paar Piloten finden, die den Einsatz noch einmal fliegen, damit sich die Investiton wenigstens ordentlich gelohnt hat. Dass dabei dann der Überraschungseffekt fehlen würde, sehe ich als geringes Problem an.

  • Moin
    Auch ich gab sowas in Falcon noch nicht erlebt...was für ein Geiles Teil... :thump:
    Der letzte QRA Einsatz war schon genial gemacht aber das Ding Gestern...unfuckigfassbar genial gemacht. Chapeau Bumerag !!

    Yippieayee...


    Viper
    C/O 47th VFS



    dragonfighters_sig_viper.jpg
    Intel® Core i7-6700K | ASUS Z170 PRO GAMING Mainboard | 32 GB DDR4-2133 |AMD Radeon RX6800XT Red Dragon 16GB DDR6 | Win 10 Pro |
    Displays: 1x Samsung 40" / 3 x 10" TFT / 1x 4,3" TFT / 1x 7" TFT | HOTAS Cougar FSSB-R1 | Simped Vario Pedals | 9 x Arcaze USB | 2 Arcaze LED Driver | AIC | Arduino Uno

  • allein beim Lesen von Nik´s Bericht hatte ich leicht pippi in den Augen... wie geil ist das denn....



    Ich habe bei der LLTM ja schon einige Szenarien miterleben dürfen, aber das, was Bumerang und Pitbull sich da "erlaubt" haben... verspricht in Zukunft ganz großes Kino!


    Man man man, freu ich mich schon auf die Zukunft....

  • Zitat

    Original von schmost


    Man man man, freu ich mich schon auf die Zukunft....


    Diese Art Einsätze haben bei der 47th schon lange Tradition und sorgten immer wieder dafür, dass der Spaß am Falken über die Jahre erhalten blieb.


    Die "Alten" erinnern sich an Einsätze auf dem Balkan, als wir zum Drohnenabschießen (unbemannte AN-2) gestartet sind und dann plötzlich über Funk zu einem Konflikt beordert wurden, der es in sich hatte.


    Oder als wir auf einem Routineflug einem gekaperten Schiff zu Hilfe kommen mußten. Diese Tradition wurde mit dem letzten Einsatz perfektioniert. :thump:


    Funkspruch


    Ich freu mich darauf, wenn sie immer einmal wieder eingestreut werden und wir das Erlernte damit in die Tat umsetzen können. Es sollten aber pointierte Highlights bleiben. :idee:


    Nik

    Nik
    CsO/ret 47th NRF


    dragonfighters_sig_nik.jpg


    Wenn man weiß wo man ist, kann man sein wo man will

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